Montag, 23. Januar 2017
Eine Reise ans Ende der Welt
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Santiago ging es Ende Dezember weiter nach Patagonien, also ganz in den Süden von Chile und Argentinien. Unsere erste Station war der Nationalpark „Torres del Paine“, in dem wir sechs Tage damit verbracht haben, die Torres zu umwandern. Es war ein einmaliges Erlebnis, so abgeschnitten von aller Zivilisation unterwegs zu sein, in Zelten zu schlafen und staunend vor den Wundern der Natur zu stehen. Immer wieder haben wir auf dem Weg Menschen getroffen, mit denen wir ein Stück zusammen gelaufen sind.









Ein ganz besonderes Highlight war es, am dritten Tag nach einem langen Aufstieg, auf dem Gardener-Pass zu stehen und auf die unendliche Weite des Grey-Gletschers zu blicken, der nun vor uns lag. Den gesamten restlichen Tag sind wir nur entlang dieses Gletschers gewandert und haben dennoch nur einen Bruchteil von ihm gesehen.



Nach sechs Tagen Wanderungen sind wir dann erschöpft, aber sehr glücklich nach Puerto Natales zurückgekehrt, von wo aus es dann am nächsten Tag weiter ging nach El Chaltén in Argentinien.
Dort stand dann die nächste Wanderung bevor, schließlich waren wir dorthin gefahren, um den berühmten Fitz Roy sehen zu können. Tatsächlich hatten wir in der patagonischen Wetterlotterie richtiges Glück und durften unsere Wanderung bei strahlend blauem Himmel unternehmen. Dieser ließ den schneebedeckten Berg und seine Gletscher nur noch mehr strahlen.





Weiter ging unsere Reise schließlich nach El Calafate, ebenfalls in Argentinien. Dort ist die Sehenswürdigkeit der Perito Moreno Gletscher. Er zählt zu den ganz wenigen weltweit noch vorhandenen Gletschern, die im Gleichgewicht stehen, also im Jahr ebenso viel Eismasse gewinnen wie sie verlieren. Da wir bis dahin Gletscher immer nur aus der Entfernung gesehen hatten, entschieden wir uns, dieses Mal eine Gletscherwanderung zu unternehmen. Mit Spikes an den Füßen ging es dann in die Weiten des Gletschers. Wir durften Gletscherbäche, Seen, Unmengen von Eis in bizarren Formationen und sogar eine Höhle unter dem Gletscher bestaunen. Abschließend haben wir dann noch aus der Ferne von einem Aussichtspunkt beobachten dürfen, wie unter lautem Grollen und Donnern ganze Teile des Gletschers abbrechen, in den See stürzen und dann dort als Eisberge umherschwimmen.









Letztlich ging es dann noch zu unserer letzten Station – nach Punta Arenas in Chile. Ganz in der Nähe liegt die Isla Magdalena, welche je nach Schätzungen zwischen 50000 und 400000 Magellan-Pinguine beherbergt. Morgens früh ging es mit dem Schiff los zur Insel, wo wir dann etwa eine Stunde Zeit hatten, um herumzulaufen und die Pinguine zu beobachten. Leider durften wir keinen Pinguin mitnehmen, was wirklich schade ist, da die Tiere echt süß sind. Dabei merkten wir schon, wie der Wind so richtig auffrischte. Dadurch konnten wir dann auch nicht wie geplant noch Seelöwen auf einer anderen Insel beobachten, sondern mussten direkt zurück nach Punta Arenas fahren. Im Gegensatz zur Hinfahrt am Morgen war die Fahrt dann doch ziemlich wild, sodass die Wellen über das gesamte Boot schlugen.







So ging auch schon wieder eine fantastische Reise in den Süden des Kontinents zu ende, die unzählige wunderschöne Eindrücke in mir hinterlassen hat.



Dienstag, 17. Januar 2017
Weihnachten auf der Osterinsel
Dieses Weihnachten war ein ganz anderes Weihnachten. Nachdem Oli ein paar Tage vor Weihnachten in Santiago gelandet ist und wir ein wenig gemeinsam die Stadt erkundet haben, sind wir zusammen auf die Osterinsel geflogen. Genau – das ist diese Insel mitten im Nirgendwo mit riesigen Steinstatuen, auch Moai genannt.

Dort angekommen war der erste Eindruck sehr süß – einen so kleinen Flughafen hatte ich noch nie gesehen, aber was will man auch mit großen Gebäuden, wenn täglich nur eine Maschine landet. So gingen wir in die kleinen mit Stroh gedeckten Häuser hinein und bekamen dort unser Gepäck wieder.

Am nächsten Morgen ging es gleich ganz früh los, um uns den Sonnenaufgang hinter den Moai am Meer anzusehen. Das war wunderschön und den mangelnden Schlaf sicher wert.



Weiter ging es dann zu verschiedenen anderen Stellen, an welchen Moai stehen – oder mittlerweile auch liegen. In verschiedenen Auseinandersetzungen zwischen Stämmen der Insel wurden die meisten der imposanten Statuen umgestoßen und liegen nun oftmals mit der Nase nach unten am Boden oder sind fast bis zur Unkenntlichkeit zerbrochen, sodass man glaubt, nur einen großen Stein zu sehen.





Einen kurzen erfrischenden Zwischenstopp auf unserer Inseltour bot dann der Strand in Anakena, der von 6 Moai bewacht wird. Da sie Sonne auf der Osterinsel jedoch so stark ist, habe wir es nicht länger als eine Dreiviertelstunde am Strand ausgehalten – und waren doch trotz mehrmaligem eincremen mit Sonnencreme 50+ rot.



Am 24. haben wir dann vormittags einen Ausritt auf den höchsten Vulkan der Insel unternommen, der eine grandiose 360° Aussicht bietet. Selbst für unerfahrene Reiter war das ein tolles Erlebnis, wenn man doch recht schnell durch die wilde Natur reitet.



Am Nachmittag stand dann ein Whatsapp-Skype-Gespräch mit unseren Eltern an. Auch wenn die Technik teils etwas holprig war, so war es doch erstaunlich, über 14000 Kilometer Distanz so einfach verbunden zu sein. So waren wir Weihnachten zwar getrennt, aber doch irgendwie zusammen, was ein immens großes Geschenk für mich war. Die Christmette am Abend war ein echtes Erlebnis: Priester mit Blumenkette und Federschmuck auf dem Kopf, Lieder in Rapanui und Messtexte, die ständig die Sprache wechseln. Ja, ganz anders als in Deutschland, aber der Kern, die Botschaft von Weihnachten bleibt doch gleich – ganz egal ob in Deutschland oder auf der Osterinsel.

Am nächsten Tag haben wir Mountain-Bikes gemietet und sind mit diesen auf einen anderen Vulkan gefahren. Dank seinem halb zugewachsenen See im Krater und dem Blick aufs Meer sieht er sehr futuristisch aus und ist wunderschön. An der Seite des Vulkans konnten wir dann noch ein wenig über die Traditionen der Rapanui lernen. Bei ihnen gab es einen Wettbewerb, bei dem es darum ging, ein Vogelei von einer der vorgelagerten Inseln zu holen und wieder ganz an Land zu bringen. So war es eine Mischung aus Laufen, Schwimmen und Geschicklichkeit, die zum Sieg führte. An diesem Vulkan stehen heute noch die Häuser, die während dem Training für den Wettbewerb genutzt wurden und man hat einen guten Blick auf die Vogelinsel.



Am folgenden Tag machten wir uns schließlich einmal zu Fuß auf den Weg über die Insel. So ging es entlang der Küste vorbei an einigen Moai bis wir schließlich zur ersten Höhle kamen. Sie wird auch Zwei-Fenster-Höhle genannt, da man in sie hineingeht und sich dort dann am Ende zwei Fenster eröffnen, aus denen man das Meer sehen kann.



Weiter ging unsere Wanderung durch die Sonne zu noch zwei weiteren Höhlen und schließlich einer anderen Stelle, an der einige Moai zu bestaunen sind.
Zum Abschluss unserer Tage auf der Osterinsel haben wir noch einmal mit dem Mietwagen einige der schönsten Stellen abgefahren, Zeit am Strand genossen und einige kleine andere Orte entdeckt, die wir bis dahin noch nicht gesehen hatten. Kurz vor unseren Abschlug am nächsten Tag haben wir uns noch eine Höhle angesehen, die direkt am Meer liegt und in der Höhlenmalereien zu bewundern sind.



Alles in allem ist die Osterinsel ein Traum. Sie ist die perfekte Kombination aus Sommer, Strand, Kultur und Aktivität. So habe ich die Zeit dort sehr genossen und denke unglaublich gerne daran zurück und erfreue mich an den tollen Erinnerungen.



Freitag, 28. Oktober 2016
Ein Wochenende in Argentinien
Am letzten Wochenende war es soweit – Kerstin und ich sind zum ersten Mal in unseren drei Monaten in Chile verreist. Und zwar ging es über die Anden nach Mendoza in Argentinien. Nach einigen Überraschungen wie der, dass wir am Busterminal in Santiago angekommen feststellen mussten, dass der Bus gecancelt wurde, den wir gebucht hatten, ging es dann endlich los. Die Fahrt durch die Anden war ein Traum. Von zuerst karg bewachsenen Abhängen fuhren wir hoch zu schneebedeckten Bergen, weiter ging die Fahrt durch Tunnel und über Bergpässe in Serpentinenkurven. Und immer mit dabei das Panorama der Berge, die nicht zu enden schienen.

Fahrt durch die Anden

Angekommen in Mendoza fanden wir dann doch recht schnell raus, wie wir zu unserem Hostel gelangen sollten – allerdings sind wir dann direkt in den falschen Bus eingestiegen, was allerdings nichts so dramatisch war, da wir es sofort gemerkt haben. Abends waren wir dann ganz entspannt mit zweien aus der Mädchenjugend aus Mendoza essen, was sehr lustig war. Am Freitag konnten wir es uns nicht entgehen lassen, eine Weintour zu unternehmen – schließlich ist Mendoza die Hauptstadt des Weines in Argentinien.

Mendozas Wein

Für den Samstag hatte uns dann eine Familie von einer jungen Frau der Mädchenjugend eingeladen, mit ihnen einen Ausflug in eine nahe gelegene Wüste zu unternehmen.

Altos limpios

So haben wir uns mit fast 20 Leuten Dünen angesehen, kleine Ziegen auf dem Arm gehabt und sehr viel gelacht.

An den Dünen



süße Baby-Ziegen

Den krönenden Abschluss unseres Ausfluges nach Argentinien bildete dann eine Einladung zum Essen bei einer anderen Familie, deren Töchter ebenfalls in der Mädchenjugend sind.

Familie Fragapane

Natürlich gab es ganz typisch argentinisch eine „asado“ (also ein riesiges Grillen), viele Lieder auf Deutsch und auf Spanisch und am Abend noch eine wunderschöne Messe im Heiligtum von Mendoza.

Mit Luisi

Danach war es richtig schwer, uns aus Mendoza zu verabschieden, weil es so schön war. Es ist doch nochmal etwas anderes, alleine in eine Stadt zu fahren und nur Touristen-Touren zu buchen oder tatsächlich Menschen kennenzulernen, die dort leben und natürlich auch genau wissen, was am Schönsten ist.

Liebe Grüße
Eure Laura



Mittwoch, 28. September 2016
Fiestas Patrias - oder der Nationalfeiertag, der einen ganzen Monat gefeiert wird
Nachdem sich jetzt bei mir ein richtiger Alltag in der Ferne eingestellt hat, möchte ich Euch heute von den Fiestas Patrias berichten, dem chilenischen Nationalfeiertag, der allerdings ganze drei Tage andauert. Und eigentlich wird der ganze Monat September gefeiert, denn schon pünktlich zum ersten September begannen bei uns im Haus die Vorbereitungen, es wurden typische Süßigkeiten vorbereitet und die Küche mit allen möglichen Chile-Fahnen und -Girlanden dekoriert. Es sah etwa aus wie bei uns Karneval, nur eben alles in rot-blau-weiß, den National-Farben.

Schon Wochen vor dem eigentlichen Fest waren die Fiestas Patrias das Gesprächsthema Nummer 1 und man konnte fast kein Gespräch führen, ohne gefragt zu werden, wie und wo man denn den „dieciocho“ (also den Nationalfeiertag) verbringt. Kerstin und ich wurden von unserer Küchenchefin Carolina für diese Tage zu ihrer Familie eingeladen. Ihre Mutter und Schwester wohnen in Algarrobo (für alle, die googlen möchten, wo das denn liegt), einer kleinen Stadt am Meer und so durften wir dieses Wochenende endlich nochmal frische Luft atmen, was in Santiago mit all dem Smog doch nicht so gut möglich ist. Vormittags waren wir meistens am Meer, sind an verschiedenen Stränden entlanggelaufen oder haben und das größte Meerwasser-Schwimmbecken der Welt angesehen.
Dieses ist wirklich so groß, dass wir von einem Ende das andere nicht sehen konnten und man darauf richtig Boot-Fahren kann.

Ausflug zum Strand

Strand in Algarrobo

Unsere Gastgeber

Danach gab es dann meist ein spätes Mittagessen in Form einer riesigen Grillfeier, zu der auch immer wieder verschiedene Verwandte vorbeischauten. So war doch immer was los und wir konnten uns nur über die riesigen Mengen Fleisch wundern, die auf dem Grill gelandet sind.

Der Anfang der Grillfeier - für eine Familie

Nach einem ruhigen Nachmittag in der Hängematte, Hollywood-Schaukel oder auch im Bett ging es dann abends los zur Fonda. Das kann man sich vorstellen wie ein großes Volksfest, auf dem es verschiedene Stände gibt mit Accessoires in Chilefarben und natürlich mit ganz viel typisch chilenischem Essen und Trinken.

Terretmoto auf der Fonda

Was für Deutsche ganz besonders auffällig ist, ist, dass wirklich alle tanzen. Selbst wer vorher sagt, dass er nicht tanzt, wird es doch später tun und so hatten wir sehr viel Spaß. Insgesamt war dieses verlängerte Wochenende am Meer wunderschön, ganz besonders auch, weil Carolinas Familie uns so herzlich aufgenommen hat und wir uns direkt sehr wohl fühlen durften.
Und jetzt beginnt für mich nach diesen doch sehr entspannten Tagen wieder der Studienalltag, in den ich mich wieder mit neuer Energie stürzen kann.

Ganz liebe Grüße
Eure Laura



Montag, 8. August 2016
De vuelta a Chile
Liebe Blog-Leser,

Da bin ich nun wieder am anderen Ende der Welt – gut 12000 Kilometer entfernt von Deutschland und doch fühle ich mich schon jetzt nach zwei Wochen in Chile fast wie zuhause.

Seit einer Woche hat nun mein Uni-Alltag so richtig begonnen. Zunächst wurden wir, rund 500 Austauschstudenten aus aller Welt, von der Unileitung und allen wichtigen Gremien ganz herzlich willkommen geheißen. Mir war zwar klar, dass die „Pontificia Universidad Católica de Chile“ einen sehr guten Ruf in Chile hat, dass sie aber eine der Elite-Universitäten weltweit ist, hat mich dann doch ein wenig erstaunt. Das Niveau der Universität macht sich auch in den Kursen, die ich besuche, bemerkbar. Aber das ist auch gut so, da ich so nicht nur in meinen Spanisch-Kenntnissen, sondern auch in meiner fachlichen Qualifikation gefordert bin und mich weiterentwickeln kann.

Mein Unterricht findet auf dem größten der vier Campus der Universität statt, auf dem die meisten Fachrichtungen angesiedelt sind und auch die Universitätskirche steht. Besonders schön fand ich, dass die Tür der Unikirche eine Heilige Pforte der Barmherzigkeit ist. Die Türen stehen immer offen und laden, egal ob vor oder nach dem Unterricht, dazu ein, zumindest einmal kurz dort vorbeizuschauen.
Obwohl wir hier in Chile gerade Winter haben, spielt sich sehr viel von dem Leben auf dem Campus draußen auf den vielen grünen Wiesen ab. Studenten sitzen zusammen, spielen Gitarre, singen oder unterhalten sich einfach nur. Dazu muss ich allerdings auch erwähnen, dass wir tagsüber zumindest immer etwa 17 Grad oder etwas mehr haben, was bei strahlendem Sonnenschein dann schon sehr angenehm ist. Morgens früh und abends ist es dagegen noch richtig kalt – besonders da auch hier in Santiago die Häuser normalerweise keine Heizung besitzen. Tagsüber ist es draußen meist wärmer als drinnen.

Die Schwestern im Casa Provincial, in dem ich lebe, sind allerdings sehr besorgt, dass es uns an nichts fehlt und wir auch auf keinen Fall frieren. Wir? Das sind Kerstin, eine deutsche MJFlerin, die hier ihre Auslandszeit verbringt, und ich. Wir wohnen praktisch Tür an Tür, verbringen viel Zeit zusammen und ich bin froh, meine Zeit in diesem wunderbaren Land mit ihr teilen zu können. Schon am ersten Tag haben uns die Schwestern elektrische Heizkörper besorgt, damit uns auch ja in der Nacht schön warm ist und zu zweit besitzen wir ganze drei Wärmflaschen. Und auch sonst war eine der ersten Aussagen, dass wir uns bitte ganz wie zuhause fühlen sollen – wenn wir Hunger haben, können wir uns einfach bedienen und auch sonst mit jedem Anliegen zu ihnen kommen.

Blick aus unserem Garten auf die schneebedeckten Anden

Casa Provincial - mein neues Zuhause

Die Schwestern sind wirklich klasse und wir haben mit ihnen super viel Spaß. Ganz egal, ob wir ihnen nur kurz auf dem Flur oder in der Küche begegnen, mit ihnen U-Bahn fahren oder einen Fahrradausflug machen – sie sind für jeden Spaß zu haben und wir verbringen sehr gerne Zeit mit ihnen. Und auch sie haben mit uns ihre Freude und lachen sehr viel – spätestens seit unsere Hausschuhe hier Kultstatus besitzen :-)

Unsere grandiosen Hausschuhe

Ein wenig haben wir auch schon die Stadt kennen gelernt – oder besser, ich entdecke sie wieder ganz neu, da ich vieles 2011 schon einmal gesehen habe. So waren wir schon mit anderen Austauschstudenten auf dem Cerro Santa Lucía, von dem man einen schönen Blick über die Stadt und auf die Anden hat, die gefühlt direkt am Rand der Stadt beginnen. Dieses Panorama zu haben, wann immer man auf dem Grundstück, zur Uni oder in der Stadt unterwegs ist, ist wirklich traumhaft.

Ein Blick über Santiago

Mit Kerstin auf dem Cerro Santa Lucía

Viele liebe Grüße aus Bellavista de la Florida
Eure Laura



Dienstag, 17. Januar 2012
Eine Reise in den Süden....
Heute lasse ich einfach mal die Bilder ein wenig von meiner Reise erzählen....

Ancud_Wind


Ancud_Meer


Nationalpark Chiloé


Palafitos: Stelzenhäuser in Castro

Meer


Pinguine

Frutillar_ Volcan Osorno

Mit ganz lieben Grüßen melde ich mich somit von meiner traumhaften Reise nach Chiloé, Frutillar und Bariloche zurück :-)

eure Laura



Sonntag, 1. Januar 2012
Frohes neues Jahr!!!!
Hallo ihr Lieben,

so, jetzt hört ihr auch endlich nochmal von mir, nachdem in der letzten Zeit so viel los war.

Da war dann zum Beispiel mein letzter Tag in der Schule mit meinen 44 Mädchen, was mich sehr gerührt hat, aber doch eigentlich war dieser Tag vollkommen von Glück und Dankbarkeit erfüllt, dass ich zusammen mit ihnen diese tolle Zeit erleben durfte.
Dazu fällt mir noch der Satz "Puedo decir mamá?" (Darf ich Mama sagen?) von einem meiner Mädchen ein..... das war sooooo süß :-) Diese Mädchen sind mir in diesen Monaten so sehr ans Herz gewachsen und ich ihnen scheinbar auch :-)

Noch am selben Tag bin ich dann zusammen mit Franzi für sechs Tage nach Santiago zu einen Treffen gefahren, wo wir zusammen mit 8 anderen Mädchen die Weihnachtszeit mal ganz bewusst genossen und uns Zeit genommen haben.

Und schon haben uns die letzten Weihnachtsvorbereitungen und die Arbeit im Haus in Beschlag genommen..... wenn jemand behauptet, die Zeit würde nicht fliegen, dann kann ich ihm einfach nicht glauben.

So sind dann auch die Weihnachtstage, mit einem tollen Gespräch mit meiner wundervollen Familie eingeschlossen, ganz schnell vorüber gegangen und als ich dann dachte es würde ruhiger, habe ich es geschafft, mich bei ungefähr dreißig Grad zu erkälten.... das ist wirklich eine Kunst. So durfte ich die letzten Tage größtenteils im Bett verbringen, um mich auszuruhen und wieder gesund zu werden.

Deshalb an alle, die schon ganz lange sehnsüchtig Rückantworten auf ihre Mails erwarten... habt bitte Geduld mit mir!!!!!! Manchmal macht mir nämlich dann auch noch das liebe Internet einen Strich durch die Rechnung, da es doch sehr unbeständig ist und wir seit einigen Tagen wiedermal große Probleme haben. Also: Ich versuche in den nächsten Tagen alles zu beantworten, kann jedoch nichts versprechen, denn ab dem siebten Januar gehts auf die Isla de Chiloé :-)

Mit superlieben Grüßen in die Heimat und um die Welt :-)

eure Laura :-)

P.S.: In weniger als einem Monat bin ich wieder da :-)



Mittwoch, 14. Dezember 2011
Ein Wochenende fast wie in Deutschland
Diesmal hat Franzi und mich ein Wochenendausflug nach Puerto Montt und Puerto Varas geführt.
So haben wir uns zunächst mitten in der Nacht in einem Bus, der wohl eher einer Sauna glich, auf den Weg in die Hafenstadt Puerto Montt gemacht. Dort angekommen wurden wir nicht gerade von der Schönheit der Stadt erschlagen, denn auf dem Weg vom Busterminal ins Zentrum gingen wir vorbei an heruntergekommenen Wohnanlagen, die uns doch dann eher an das Bild der ehemaligen DDR erinnerten. Das Zentrum war modern, das Sehenswerte beschränkte sich doch letztlich auf das Meer, das strahlend blau vor uns lag.

Meer in Puerto Montt

Nach kurzer Beratschlagung stand dann fest: Wir wollen zum Schönstattheiligtum fahren! Was uns dort erwartete war wunderschön. Es lag ziemlich weit oben auf einem Berg, zu einer Seite konnte man das Meer sehen, zu einer anderen den riesigen schneebedeckten Vulkan Osorno und letztlich auch noch einen bezaubernden See.

Santuario Puerto Montt

Aussicht vom Heiligtum

Wenn das mal keine perfekte Lage ist :-) Um noch ein wenig mehr von Puerto Montt kennen zu lernen, ging es dann von dort nach Angelmo, dem Fischereiviertel, in dem allerhand kleine Stände ihre handgearbeiteten Mitbringsel anbieten und auf der Straße all die „Leckereien“ angepriesen werden, die man in den umliegenden Lokalen probieren kann.

Angelmo

Damit harten wir dann alles Wichtige der Stadt gesehen und so machten wir uns auf den Weg in das als weitaus schöner bekannte Puerto Varas.

Im Gegensatz zu Puerto Montt liegt es nicht am Meer, aber dafür an einen tollen See mit Aussicht auf zwei Prächtige Vulkane. Vom ganzen Tag auf den Beinen doch sichtlich geschlaucht machten wir uns dann erst einmal auf Herbergssuche, wobei wir wirklich sehr froh waren, dass wir schon bald die reservierte Pension gefunden haben, wo man sogar deutsch sprach. In Puerto Varas wimmelt es nämlich von Deutschen, denn einst kamen sehr viele deutsche Einwanderer dorthin und ich weiß jetzt auch ganz genau, warum: Die Landschaft um Puerto Varas gleicht so unserem deutschen Raum, dass es klar war, dass sie sich dort wohl fühlten und nicht im Norden in die Wüste zogen. Nach einem entspannten Abend zog uns dann unser Bett ganz magisch an :-)

Der nächste Morgen zeigte sich dann nicht so sehr von seiner schönsten Seite. Hatten wir doch tags zuvor noch unter der prallen Sonne und Hitze gestöhnt, so regnete es in Strömen. Aber schon nach einem leckeren Frühstück (es gab sogar Streuselkuchen) tropfte es nur noch uns so machten wir uns auf zu den „Saltos de Petrohue“. Die Busfahrt dorthin war in einem klapprigen Kleinbus, der bald auseinander zu fallen drohte, ein richtiges Abenteuer, aber es hat sich ganz sicher gelohnt, denn was wir dann vor uns sahen, war türkisfarbenes Wasser, unglaublich schön.

türkises Wasser

An den Wasserfällen angelangt, stürzte das rauschende Wasser nur so in die Tiefe und wir waren sehr beeindruckt von der Schönheit der Natur.

Franzi und ich an den Wasserfällen

Saltos de Petrohue

Nach diesem beeindruckenden Erlebnis machten wir uns dann noch ein wenig auf Erkundungstour und dann kam sogar auch noch die Sonne raus :-) Am Nachmittag ging es dann zunächst wieder zurück nach Puerto Varas und von da aus, mit Schokolade gestärkt, bis nach Temuco wo wir dann so um Mitternacht ankamen. :-) Alles in allem war es ein wunderschöner Ausflug :-)



Montag, 5. Dezember 2011
Nikolaus und ganz viele Tänze
Wie jedes Jahr war es auch heute wieder soweit: Der Nikolaus kommt und das nicht nur für die Kinder.
So wurden Franzi und ich von den Schwestern als Nikolaus und Engelchen verkleidet und so durften wir dann die Hausangestellten besuchen und ihnen vortragen, was sie in diesem Jahr denn alles gut gemacht haben.

Nikolaus im Haus

Nikolaus und Engelchen inmitten von Rosen

Natürlich durfte auch ein Tütchen mit Plätzchen und einem Art Weckemann nicht fehlen, schließlich hat der heilige Nikolaus ja immer Gutes getan :-)

Nikolausmann

Am Nachmittag fand dann eine riesige Schulveranstaltung statt, auf die sich die Mädchen schon seit Wochen vorbereitet haben…. Jede Klasse führte einen Tanz auf, der jeweils aus einem anderen Land stammte und ratet mal, welches Land meine Mädchen hatten….. ganz genau, Deutschland :-)

Tanz Deutschland

Tanz Deutschland

So waren die Eltern versammelt und es war wie eine große Feier sind superguter Stimmung und viel Freude bei den Mädchen :-)

Catalina und Paula

meine Mädels

So…. das waren schon die kurzen News aus der Ferne…. Und ich hoffe, bald gibt es wieder welche :-)
Eure Laura



Sonntag, 27. November 2011
Bebende Erde, nicht enden wollende Studentenunruhen und glitzernde Hände
Als ich heute Morgen aus der Messe kam und mich auf dem Weg zum Frühstück mit Franzi unterhielt, fragte sie mich, ob ich denn nichts von dem Beben in der Nacht gemerkt hätte…..welches Beben denn? Das Beben hatte wohl die Stärke 5, aber ich habe wirklich nichts gemerkt, obwohl die Erde ungefähr eine Minute gezittert hat. Den ganzen Vormittag wurde ich nach dem Beben gefragt, aber ich konnte nur jedes Mal antworten, dass ich nichts gespürt habe. Aber keine Sorge, falls ihr davon gehört habt, mir und allen hier geht es sehr gut :-) Und Franzi weiß jetzt, dass ihre erste Handlung bei einem Erdbeben in der Nacht ist mich zu wecken und erst dann bringen wir uns in Sicherheit ;-)

Donnerstagnachmittag wollten Franzi und ich zum Heiligtum, um dort extra nochmal für die Postulantinnen zu beten, die an diesem Wochenende in Deutschland ihre Einkleidung feiern. Unser Vorhaben stellte sich jedoch wesentlich schwieriger heraus, als gedacht, denn es gab wiedermal Studentenunruhen. So flogen Steine und brannten Blockaden mit Stacheldraht mitten auf der Straße. Die Polizei ließ das natürlich auch nicht so einfach geschehen und so antworteten sie mit Wasserwerfern und Tränengas. Das war schon richtig unheimlich mit all den gepanzerten Fahrzeugen, vermummten Polizisten,……ein bisschen hat uns das an Kriegszustand erinnert. Aber dann war es Gott sei Dank schon vorbei und mit viel Vorsicht konnten wir bis zum Heiligtum durchkommen, das eben leider direkt gegenüber der Universität liegt, an der die Proteste stattfinden. Mittlerweile haben wir uns aber schon fast an diese Unruhen und den Anblick der Blockaden und des Feuers gewöhnt.

So…. langsam kann ich euch, meinen lieben Bloglersern in Deutschland, jetzt von unserem fabelhaften Sommerwetter vorschwärmen. Es gibt die ersten Erdbeeren und Himbeeren im Garten, die Rosen blühen und es gibt meist herrlichen Sonnenschein und Hitze.

So schön es auch ist, nach diesen endlosen Monaten des Herbstes und Winters nochmal richtig schönes Wetter zu haben, so seltsam ist es doch, mir jetzt vorzustellen, dass die Weihnachtszeit schon anfängt. In der Einkaufsmall steht schon ein riesiger Weihnachtsbaum, aus den Läden erschallt Weihnachtsmusik, es wird für Weihnachtsbeleuchtung geworben, Plätzchen werden gebacken und alle bereiten sich auf das große Fest vor…… und ich stehe mittendrin und habe gar nicht das Gefühl, dass es bald weihnachtet. Bei der Hitze kommt für mich gar keine Weihnachtsstimmung auf, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es durchaus seinen Reiz hat, Weihnachten einmal im Sommer zu feiern.

Letzte Woche habe ich also auch schon angefangen, Weihnachtsgeschenke für meine Mädchen zu basteln. Leider sind diese Geschenke gleichzeitig auch meine Abschiedsgeschenke, da ja in drei Wochen die Ferien beginnen und zum neuen Schuljahr bin ich nicht mehr hier in Chile, sondern wieder bei euch in Deutschland :-) Mit den Präsenten habe ich aber noch einiges vor, denn ich bastel mit Moosgummi und das für meine lieben 44 Mädchen, die auch mal des Öfteren nicht ganz so lieb, aber immer total liebenswert sind. So habe ich dann regelmäßig vollgeglitzerte Hände und Kleidung, aber was tut man nicht alles, um wenigstens eine kleine Freude bereiten zu können und ein Lächeln in ein Gesicht zu zaubern. Und Glitzer ist nun einmal bei kleinen Mädchen genauso wie rosa sehr angesagt.

So schicke ich euch ganz liebe Grüße und Umarmungen aus dem sommerlichen Chile!
Eure Laura



Sonntag, 30. Oktober 2011
Endlich nochmal Neuigkeiten aus Chile!
Hallo meine Lieben,

jetzt musstet ihr ja wirklich schon lange genug warten bis endlich nochmal ein neuer Blogeintrag von mir kommt…und nachdem ich jetzt schon von so vielen Seiten gehört habe, dass ich doch bitte nochmal etwas erzählen soll, kommt hier mein neuer Eintrag. :-)

Wie schnell die Zeit vergeht…es ist wahrlich als würde sie fliegen. Aber es ist einfach jeden Tag so viel los, dass ich gar nicht dazu komme, darüber nachzudenken. Neben meinen üblichen Tätigkeiten, wie Gitarrenstunden, Besuchen im Altenheim und Salsa-Stunden gibt es jeden Tag etwas Neues, hier gibt es eine Feier und da, da gehe ich mal mit Freunden weg und wir unternehmen etwas :-)

So war ich direkt am ersten Wochenende, nachdem meine liebe Mit-AZlerin Anke wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, ganz spontan in Santiago zur Einkleidung der neuen Marienschwestern. So habe ich am Donnerstagabend erfahren, dass ich Freitagmorgen nach Santiago fahren kann…..die spontane Zusage habe ich alles andere als bereut! Denn das Wochenende habe ich sehr stimmungsvoll mit ungefähr 150 Mädchen der Mädchenjugend verbracht. Das war richtig interessant, mal mehr mit ihnen in Kontakt zu kommen und sich auch über die Arbeit mit den kleineren Kindern auszutauschen. Der Höhepunkt war aber natürlich die Einkleidungsfeier, bei der mich besonders die mitreißende Atmosphäre zutiefst beeindruckt hat. Es schwebten so viele Empfindungen und Emotionen im Raus, da war tiefste Freude, innerer Frieden, Ausgeglichenheit, Feierstimmung,……

Einkleidung - Treffen mit der Mädchenjugend

internationales Treffen....Chile, Peru, Deutschland

Im Gegensatz zu diesem Wochenende voller Action standen aber auch mal ein paar Tage der Ruhe auf dem Programm….ständig unterwegs zu sein wäre ja auch einfach zu viel.

Und ganz bald war es dann auch schon so weit: Mitte Oktober ist meine neue Mit-AZlerin Franzi angekommen. Dazu war ich ein Wochenende in Santiago um sie abzuholen. Da wir vor der Heimfahrt dann auch noch etwas Zeit hatten, sind wir spontan nach Bellavista gefahren, wo eine riesige Feier zu Ehren der Pilgernden Gottesmutter stattfand. Dort haben wir uns dann gleich in den Bann ziehen lassen und einen wunderschönen, entspannten Nachmittag bei glühender Frühlingssonne verbracht.
Gleich am nächsten Tag haben wir zusammen mit zwei Freunden Temuco ein wenig unsicher gemacht und den Cerro Nielol erkundet. Aber was ist denn schon so eine Erkundungstour ohne Trampelpfade mitten durchs Gebüsch, auf denen man kaum den Berg hoch kommt, weil der Schlamm so glitschig ist, dass man immer wieder einige Meter nach unten rutscht? Zum krönenden Abschluss haben wir dann auch noch auf einer Aussichtsplattform Salsa getanzt…..das war vielleicht ein verrückter Nachmittag!

Cerro Nielol

Cerro Nielol 2

Letztes Wochenende war es dann nochmal so weit, mich auf den Weg nach Argentinien zu machen. Zusammen mit Franzi und Franklin (einem deutschen Freund, der an der UFRO studiert) war ich dann nochmal in San Martin de los Andes. Bei bestechend schönem Wetter fuhren wir durch den Nationalpark durch die Anden vorbei an schneebedeckten Vulkanen und in der Sonne glitzernden Seen.

Busfahrt Argentinien

In San Martin hatten wir leider nicht so viel Zeit, aber zu einem gemütlichen Bummel durch die zahlreichen kleinen Geschäfte mit handgearbeiteten Souvenirs hat es dann doch ausgereicht ;-)

Diese Woche in der Schule war richtig anstrengend…..da der 75. Schulgeburtstag anstand wurde überall fleißig geprobt, es gab an zwei Nachmittagen Sport- und Talentwettbewerbe, um dann schließlich heute zum Höhepunkt zu erfahren, wer gewonnen hat.

Geburstag Schule

All diese Wettbewerbe wurden mit Herzblut von den jeweiligen Gruppen mit verfolgt und so flossen auch heute einige Tränen. Aber nicht nur die Kinder haben sich mit viel Mühe auf den heutigen Tag vorbereitet, sondern auch Franzi und ich, denn wir wurden gebeten, doch bitte einen deutschen Tanz vorzuführen.

Aniversario Colegio Madre Admirable

Geburtstag Schule

So haben wir uns mithilfe des lieben Internets an die Arbeit gemacht und das Ergebnis konnte sich sehen lassen und wurde mit reichlich Applaus belohnt.

Mit all diesen geballten Informationen verabschiede ich mich jetzt in ein langes und sicher wieder sehr erlebnisreiches Wochenende, von dem ich euch hoffentlich dann möglichst bald berichten werde und ihr nicht eine halbe Ewigkeit warten müsst: ;-)

Mit ganz lieben Grüßen aus dem frühlingshaften Chile

Laura



Montag, 19. September 2011
Fledermausjagd
„Hast du Angst vor Fledermäusen?“ „Nein, eigentlich nicht.“ „Okay, komm mit….wir gehen eine Fledermaus jagen!“

Bis zum Abendessen hatte ich gedacht, dass es ein ganz normaler Tag ist – von wegen! Danach ging die Action dann erst richtig los: Nachdem ich mich bereit erklärt hatte, Schwester Claudia zu helfen, die Fledermaus, die sich in unser Haus verirrt hatte, wieder zu vertreiben, ging es also mit Besen bewaffnet in die Eingangshalle, wo die Fledermaus seelenruhig in den Gardinen hing und schlief. Aber wie sollten wir die Fledermaus aufwecken und dann auch noch aus dem Haus bekommen? Schwester Claudia hielt lieber etwas Abstand und öffnete die Tür zum Garten, damit die Fledermaus hinaus fliehen konnte….ich versuchte mit gezielten Schlägen gegen die Gardine die Fledermaus aufzuwecken.

Plopp…..plopp…..nichts tut sich…..plopp…..plopp….plopp….immer noch nichts…plopp…endlich können wir ein Piepsen vernehmen, doch es rührt sich nichts….plopp-pieps……plopp-pieps…..plopp-pieps…nichts.

Unsere kleine Fledermaus war wohl noch etwas müde und wollte einfach nicht aufstehen. In der Zwischenzeit kam dann auch Anke nach Hause und so wurde sie mit in die Fledermausjagd eingespannt. Gemeinsam nahmen wir den Kampf auf und so erreichten wir nach unzähligen Fehlversuchen unser Ziel: Die Fledermaus wachte auf. Doch sie war so von Angst erfüllt, dass sie verschreckt in der Eingangshalle herumflog.

Mit hocherhobenen Besen versuchten Anke und ich uns vor der tieffliegenden Fledermaus zu schützen, die nicht selten mal mitten auf uns zugeflogen kam. Währenddessen wurden wir von den Schreckens- und Anfeuerungsschreiben der Schwester begleitet, die sich sicherheitshalber in ein angrenzendes Räumchen zurückgezogen hatte und von dort das Geschehen beobachtete. Und wieder kam die Fledermaus im Sturzflug auf uns zu….die geöffneten Türen schien sie nicht zu bemerken…..so liefen wir abwechselnd geduckt und mit hocherhobenem, schwenkendem Besen durch die Eingangshalle. Die arme Fledermaus stand wohl völlig unter Schock, denn sie flog wie verrückt um uns herum. Schutzsuchend ließ sie sich dann hinter der Tür nieder, wohl in der Hoffnung, dass wir sie da nicht mehr suchen würden, doch Fehlanzeige, wir wollten ihr doch zur Freiheit verhelfen. So schob Anke die Kleine sanft in Richtung Tür und endlich…. durch einen Türschlitz entfloh sie in den Garten. So hatten wir unsere Fledermausjagd gewonnen und sie ihre Freiheit.

Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was denn aus dem 18. September geworden ist? Die Feiern sind wirklich unvorstellbar….alle Häuser müssen mit Fahnen geschmückt sein, weil sie sonst eine Strafe bezahlen müssen. Das kommt uns Deutschen wohl sehr patriotisch vor, aber für die Chilenen ist es ganz normal ihr Vaterland mit „Viva Chile“-Rufen zu feiern.

Und was gehört zum Feiern dazu? Klar, gutes Essen! Beim uns im Haus wurde sodann auch gekocht und gegrillt, aber in welchem Ausmaß….es gab: vier verschiedene Sorten Fleisch, Empanadas, vier Salate, drei Dips, zwei Säfte, Maté, zwei Nachtische und sechs verschiedene chilenische Süßigkeiten (eins davon hat so ungefähr das Ausmaß eines großen Törtchens). Der durchschnittliche Chilene nimmt so während der Feiertage zwischen zwei und vier Kilo zu!

Empanadas

Nach dem Essen haben wir uns wirklich fast wie Kugeln gefühlt, obwohl wir nicht einmal alles probieren konnten. Wie es ist, eine Kugel zu sein, durften wir dann am Abend erfahren. Zusammen mit Raphaela und Jorge sind wir nämlich zu einem Rummelplatz gefahren, auf dem ein riesiges Volksfest mit allerlei Attraktionen für Groß und Klein stattfand. So gab es Karusselle, Rodeo, ganz viele Essensbuden und Spielsachen für Kinder. In den Hallen wurde typische Musik gespielt und Cueca getanzt, beziehungsweise geübt. So hat Jorge Anke und mir dann auch etwas Cueca beigebracht, sodass wir zumindest nicht ganz verloren sind, sollten wir es einmal brauchen.

alle zusammen

Als wir uns eigentlich schon auf den Heimweg machen wollten, da hat eine Attraktion ganz besonders unsere Aufmerksamkeit geweckt: ein riesiges Schwimmbecken mit gigantischen, durchsichtigen Wasserbällen darin. Was ist daran so toll? Man konnte in diese Wasserbälle rein klettern und so durchs Wasser rollen :-)

Spielkinder

Spielkinder2

Spielkinder3

Das war ein Spaß und nicht nur Anke und ich in den Bällen hatten großen Spaß, sondern auch Rapha und Jorge beim Zusehen ;-) Jorges Kommentar: „Ihr seid verrückt!“

Anschließend ging es dann noch zu einem Freund von Jorge, bei dem wir den Abend gemütlich verbracht haben. Und um 0.00 war es dann soweit: Wir durften Anke zu ihrem Geburtstag gratulieren….typisch chilenisch mit Papphüten, Tröten und Luftschlangen.

Geburtstag

Mit superlieben Grüßen aus dem fernen Chile
Laura



Samstag, 17. September 2011
Cueca & Co.
Oh ist das schon lange her, dass ich zum letzten Mal geschrieben habe, aber im Moment ist es hier am anderen Ende der Welt ziemlich ruhig. Ich bin zwar immer beschäftigt, seit unserer großen Reise haben wir aber keine großen Unternehmungen mehr gemacht.

Aus diesem Grund möchte ich euch heute gerne ein bisschen über die Kultur und meine Arbeit in der Schule erzählen.

Was ist am 18. September? Weiß es jemand? Genau, alle, die schnell gegoogelt haben, wissen, dass es der chilenische Nationalfeiertag ist. Aber das darf man sich keineswegs wie bei uns in Deutschland vorstellen! Hier laufen jetzt schon seit Wochen die Vorbereitungen…überall gibt es Fahnen, Cueca-Kleider und sonstige Chile-Artikel zu kaufen, Folkloremusik dringt aus jedem Geschäft, es gibt kaum ein Auto, das nicht mit Fahnen und Bändern geschmückt ist (auch das Auto der Schwestern ist da keine Ausnahme, wobei sie neben der chilenischen Flagge auch noch eine deutsche dabei haben), in der Schule werden fleißig die typischen Tänze geübt und es finden schon erste Feiern statt. Ist das nicht unvorstellbar? Am Freitag haben wir so schon mit den Eltern unserer Schule vorgefeiert. Dazu durfte jede Klasse einen Tisch gestalten, mit typischen Spezialitäten, wobei natürlich die Nationalfarben (blau, rot, weiß) nirgendwo fehlen durften. Diese Tische wurden dann anschließend von einer Jury bewertet und meine Klasse hat dabei den dritten Platz gemacht :-) Später ging es weiter mit einem Cueca-Wettbewerb. Für alle, die sich jetzt fragen, was denn überhaupt Cueca ist: es ist der chilenische Nationaltanz. Und auch da waren die Eltern meiner Klasse wirklich sehr gut und so haben wir den zweiten Preis gewonnen. Nicht schlecht, oder?

So bin ich jetzt schon mal ganz gespannt, was mich hier am 18. selber erwartet, wenn schon jetzt so viele Vorbereitungen laufen und alle davon schwärmen.
Gerade ist jeder hier total begeistert von seinem Vaterland, auch wenn man sonst nicht wirklich viel davon mitbekommt, da der Staat doch momentan so viele Probleme hat.

Die Studentenproteste nehmen nämlich kein Ende, es wird protestiert, die Universitäten sind verbarrikadiert, seit über drei Monaten findet schon kein Unterricht mehr statt, nicht einmal das alte Semester ist beendet und so schnell scheint keine Lösung in Sicht. Dass sich jetzt noch weitere Interessengruppen den Streiks angeschlossen haben, macht die Lösung auch nicht gerade einfacher, weil jetzt nicht nur ein Teilbereich der Politik, nämlich die Bildungspolitik, in der Kritik steht, sondern gleich mehrere.

Aber jetzt noch einen wenig zu „meinen Mädchen“. Passend zum Nationalfeiertag lernen sie jetzt im Sportunterricht auch Cueca…das ist wirklich sehr süß anzusehen, denn dazu kommen die Mädchen immer freitags statt in Schuluniform in ihren farbenfrohen Cueca-Kleidern und es macht ihnen auch sichtlich Spaß, darin zu tanzen, besonders natürlich wenn die Röcke beim Drehen durch die Luft fliegen.

Tanzstunde in der "Turnhalle"

Antonia und Aylinn in Cueca-Kleidern

Auch die Arbeit in meiner Klasse macht mir noch immer großen Spaß…mittlerweile kann ich natürlich auch schon wesentlich mehr machen als am Anfang. Da bestand meine meiste Arbeit doch darin, Blätter auszuschneiden, einzukleben, zu basteln, usw., heute korrigiere ich in fast allen Fächern Klassenarbeiten und Tests, schreibe auch schon mal einen Test ganz alleine mit den Mädchen und arbeite viel selbstständiger. Das macht richtig Spaß, aber es bleibt auch noch immer ein bisschen Zeit, um mich mit den Kindern selber zu beschäftigen, mich mit ihnen zu unterhalten und ihnen zu zeigen, dass jemand da ist, der sich um sie sorgt und sich mit ihnen beschäftigt. So sind sie Mädchen mit jeder Umarmung so glücklich und sie freuen sich jedes Mal riesig, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt. :-)

Mit den Mädchen haben wir in der Schule natürlich auch den Nationalfeiertag vorgefeiert….dazu gab es einen ganzen Tag lang Tanzaufführungen, Powerpoint-Präsentationen über die Geschichte Chiles, Spiele und allerlei chilenische Köstlichkeiten. Da kam schon richtige Stimmung auf und die Kinder waren so ausgelassen :-)

chilenisches Festmahl für die Kinder

Spiele auf dem Schulhof

Belen beim Spielen

meine Klasse

Nahir

Mit superlieben Grüßen und Umarmungen
Eure Laura



Dienstag, 23. August 2011
Über den Wert der Kleinigkeiten
Was sind die Dinge, die das Leben erst so richtig schön machen, ihm einen Wert und einen Sinn geben? Manche Menschen denken dabei gleich an irgendwelche großartigen Sachen, aber wer vermag schon, diese zu vollbringen? Ist es da nicht vielleicht naheliegender, ganz oft viele Kleinigkeiten zu geben? Und wenn man dann diese Dinge betrachtet, die wir als so eine Kleinigkeit sehen, stellt sich dann nicht das ein oder andere Mal heraus, dass sie viel größer sind als das, wofür wir sie halten?

Ihr fragt euch jetzt, wie ich darauf komme, so ein wenig vor mich hin zu philosophieren? Ganz einfach: In den vergangenen Wochen haben Anke und ich gespürt, dass wir uns noch mehr sozial engagieren möchten. Dazu haben wir dann die Schwestern gefragt, die sogleich wussten, dass es hier nur einen Block weiter ein Altenheim gibt, in dem wir sicher helfen könnten.

So führt uns jetzt jeden Montag der Weg zu diesem Altenheim. Zuerst helfen wir dann bei der Once (eine Art Kaffee und Kuchen), wir bringen die alten Frauen in den Speisesaal, servieren das Essen und helfen, wo eben Hilfe gebraucht wird. Anschließend geht es dann auf die Krankenstation, denn nicht mehr alle dieser Frauen sind in der Lage, alleine zu essen und so reichen wir das Essen, was durchaus mal eine Herausforderung bedeuten kann, wenn jemand während dem Essen einschläft oder einfach nicht essen will, obwohl es ja so wichtig ist.

Altenheim

Altenheim

Altenheim

Zum Abschluss können wir den Frauen dann noch eines schenken: Zeit. Denn wer aus dem Personal hat schon Zeit, sich mit den Frauen hinzusetzen und ihnen zuzuhören, sich um sie zu kümmern und ihnen etwas zu erzählen? So sitzen wir dann zusammen mit den Frauen auf dem Sofa, hören uns ihre Lebensgeschichten an, stellen Fragen und so bekommen wir die ein oder andere sehr interessante Geschichte zu hören. Manchmal strengt es sehr an, denn alles auf einer Fremdsprache zu bewältigen ist nicht einfach, wenn die Menschen dann auch noch undeutlich sprechen, wird es fast zu einer Glückssache, zu verstehen, was sie ausdrücken möchten. Aber nichts desto trotz, es ist eine Aufgabe, die mich mit Freude und Glück erfüllt. Denn wenn ich in die Gesichter dieser Frauen blicke, dann sehe ich, wie gut es ihnen tut, dass jemand da ist, der ihnen zuhört, der sich Zeit für sie nimmt und ihnen das versucht zu schenken, was jeder Mensch am meisten braucht: Liebe. Und genau mit dieser Intention machen wir uns jeden Montag auf den Weg, auf einen Weg, auf dem jede unserer Taten ein Stück Liebe schenken soll. Dort, wo vorher ein trauriges Gesicht war, soll ein Lächeln entstehen und dort, wo Einsamkeit herrschte, Freude wachsen.
Das ist schwierig? Unmöglich für einen einzelnen Menschen? Nein, absolut nicht, denn schon ein einzelnes Lächeln meinerseits bewirkt ein Lächeln meines Gegenübers. Schenke ich durch ein offenes Ohr, eine Umarmung, ein tröstendes oder liebes Wort ein Stück Liebe, Vertrauen und Glück, so kommt es sogar doppelt zu mir zurück. Anhand dieser Erlebnisse im Altenheim merke ich wiedermal wie wahr der Spruch

„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben.
Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“

ist. Warum sonst kehre ich jedes Mal von Glück erfüllt und mit einer riesigen Begeisterung aus dem Altenheim zurück? Es gibt Situationen, die an mich hohe Herausforderungen stellen, mit denen ich kämpfe, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, ich bringe Ängste mit, wenn ich die Menschen besuche, aber das, was ich ausstrahle, das ist Freude und es ist ein Geschenk, zu beobachten, wie sie sich ausbreitet. Ich habe nicht viel, was ich diesen Menschen dort geben kann, aber vielleicht kann ich ihr Leben mit Liebe und Hingabe ein klein wenig bereichern. Auch wenn es nur ein Bruchteil einer Sekunde des Glücks sein mag, was ich geben kann, so macht es mich selber glücklich.

Aber wie sollen diese Kleinigkeiten zu etwas Großem werden? Ganz einfach: Ich nehme eine Kleinigkeit, füge eine weitere hinzu und schon ist die Kleinigkeit nicht mehr ganz so klein….und so führe ich den Weg fort und aus vielen Kleinigkeiten entsteht etwas Großartiges, Liebe. Und wer sagt überhaupt, dass das, was ich gebe und mir so klein erscheint auch für meinen Gegenüber eine Kleinigkeit ist. Ist Liebe eine Kleinigkeit, Glück? Wenn wir alle versuchen, ein Stück von dem zu geben, was in uns steckt, können wir dann nicht etwas wahrhaft großartiges schaffen?