„Hast du Angst vor Fledermäusen?“ „Nein, eigentlich nicht.“ „Okay, komm mit….wir gehen eine Fledermaus jagen!“
Bis zum Abendessen hatte ich gedacht, dass es ein ganz normaler Tag ist – von wegen! Danach ging die Action dann erst richtig los: Nachdem ich mich bereit erklärt hatte, Schwester Claudia zu helfen, die Fledermaus, die sich in unser Haus verirrt hatte, wieder zu vertreiben, ging es also mit Besen bewaffnet in die Eingangshalle, wo die Fledermaus seelenruhig in den Gardinen hing und schlief. Aber wie sollten wir die Fledermaus aufwecken und dann auch noch aus dem Haus bekommen? Schwester Claudia hielt lieber etwas Abstand und öffnete die Tür zum Garten, damit die Fledermaus hinaus fliehen konnte….ich versuchte mit gezielten Schlägen gegen die Gardine die Fledermaus aufzuwecken.
Plopp…..plopp…..nichts tut sich…..plopp…..plopp….plopp….immer noch nichts…plopp…endlich können wir ein Piepsen vernehmen, doch es rührt sich nichts….plopp-pieps……plopp-pieps…..plopp-pieps…nichts.
Unsere kleine Fledermaus war wohl noch etwas müde und wollte einfach nicht aufstehen. In der Zwischenzeit kam dann auch Anke nach Hause und so wurde sie mit in die Fledermausjagd eingespannt. Gemeinsam nahmen wir den Kampf auf und so erreichten wir nach unzähligen Fehlversuchen unser Ziel: Die Fledermaus wachte auf. Doch sie war so von Angst erfüllt, dass sie verschreckt in der Eingangshalle herumflog.
Mit hocherhobenen Besen versuchten Anke und ich uns vor der tieffliegenden Fledermaus zu schützen, die nicht selten mal mitten auf uns zugeflogen kam. Währenddessen wurden wir von den Schreckens- und Anfeuerungsschreiben der Schwester begleitet, die sich sicherheitshalber in ein angrenzendes Räumchen zurückgezogen hatte und von dort das Geschehen beobachtete. Und wieder kam die Fledermaus im Sturzflug auf uns zu….die geöffneten Türen schien sie nicht zu bemerken…..so liefen wir abwechselnd geduckt und mit hocherhobenem, schwenkendem Besen durch die Eingangshalle. Die arme Fledermaus stand wohl völlig unter Schock, denn sie flog wie verrückt um uns herum. Schutzsuchend ließ sie sich dann hinter der Tür nieder, wohl in der Hoffnung, dass wir sie da nicht mehr suchen würden, doch Fehlanzeige, wir wollten ihr doch zur Freiheit verhelfen. So schob Anke die Kleine sanft in Richtung Tür und endlich…. durch einen Türschlitz entfloh sie in den Garten. So hatten wir unsere Fledermausjagd gewonnen und sie ihre Freiheit.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was denn aus dem 18. September geworden ist? Die Feiern sind wirklich unvorstellbar….alle Häuser müssen mit Fahnen geschmückt sein, weil sie sonst eine Strafe bezahlen müssen. Das kommt uns Deutschen wohl sehr patriotisch vor, aber für die Chilenen ist es ganz normal ihr Vaterland mit „Viva Chile“-Rufen zu feiern.
Und was gehört zum Feiern dazu? Klar, gutes Essen! Beim uns im Haus wurde sodann auch gekocht und gegrillt, aber in welchem Ausmaß….es gab: vier verschiedene Sorten Fleisch, Empanadas, vier Salate, drei Dips, zwei Säfte, Maté, zwei Nachtische und sechs verschiedene chilenische Süßigkeiten (eins davon hat so ungefähr das Ausmaß eines großen Törtchens). Der durchschnittliche Chilene nimmt so während der Feiertage zwischen zwei und vier Kilo zu!
Nach dem Essen haben wir uns wirklich fast wie Kugeln gefühlt, obwohl wir nicht einmal alles probieren konnten. Wie es ist, eine Kugel zu sein, durften wir dann am Abend erfahren. Zusammen mit Raphaela und Jorge sind wir nämlich zu einem Rummelplatz gefahren, auf dem ein riesiges Volksfest mit allerlei Attraktionen für Groß und Klein stattfand. So gab es Karusselle, Rodeo, ganz viele Essensbuden und Spielsachen für Kinder. In den Hallen wurde typische Musik gespielt und Cueca getanzt, beziehungsweise geübt. So hat Jorge Anke und mir dann auch etwas Cueca beigebracht, sodass wir zumindest nicht ganz verloren sind, sollten wir es einmal brauchen.
Als wir uns eigentlich schon auf den Heimweg machen wollten, da hat eine Attraktion ganz besonders unsere Aufmerksamkeit geweckt: ein riesiges Schwimmbecken mit gigantischen, durchsichtigen Wasserbällen darin. Was ist daran so toll? Man konnte in diese Wasserbälle rein klettern und so durchs Wasser rollen :-)
Das war ein Spaß und nicht nur Anke und ich in den Bällen hatten großen Spaß, sondern auch Rapha und Jorge beim Zusehen ;-) Jorges Kommentar: „Ihr seid verrückt!“
Anschließend ging es dann noch zu einem Freund von Jorge, bei dem wir den Abend gemütlich verbracht haben. Und um 0.00 war es dann soweit: Wir durften Anke zu ihrem Geburtstag gratulieren….typisch chilenisch mit Papphüten, Tröten und Luftschlangen.
Mit superlieben Grüßen aus dem fernen Chile
Laura
Tja was ein pech das ihr keinen SMJler dabei hattet^^ da wär das Fledermausjagen bestimmt ein gutes stück einfacher gewesen^^
auch wenn ich eure versuche recht amüsant finde^^
ilv
alex