So…da in der letzten Zeit nicht so viel Aufregendes passiert ist, schreib ich heute einfach mal ein wenig über das Land, die Menschen hier und die ein oder andere Sache, die mich ein wenig wundert.
Dann fang ich doch mal gleich bei der Schule und meinen lieben Kindern an. Wie ihr ja alle wisst, stammen die Kinder größtenteils aus armen Familien, bekommen bei uns in der Schule sogar teils ein bis zwei Mahlzeiten und werden unterstützt. Verwunderlich erscheint es mir da nur manchmal, dass wirklich viele Kinder nur gekaufte Sachen für die Pause dabei haben: Süßigkeiten, Pudding, Joghurt mit Schokolade,…also genau das, was hier eigentlich mit am teuersten ist. Genauso ist es erstaunlich, wie viele der Mädchen während eines Schultages über Bauchschmerzen klagen. Am Anfang war ich immer ganz besorgt, dann hab ich aber von den Lehrerinnen, Tía Silvia (der Frau in unserem „Roten Kreuz“) und der Inspectora gelernt, dass es nicht daran liegt, dass die Kinder wirklich krank sind, sondern dass viele zuhause aus Zeitmangel oder weil die Eltern sich nicht darum kümmern nichts frühstücken und so einfach Hunger haben. Eine weitere Ursache ist aber auch oft die Aufmerksamkeit, die die Mädchen sich wünschen, in den Arm genommen, geschätzt und geliebt zu werden. So kann es in der Pause schon mal sein, dass ich über den Flur der Schule gehe und plötzlich von einem ganzen Haufen Mädchen umgeben bin, die mich in den Arm nehmen wollen. So freuen die Mädchen aus meiner Klasse sich auch immer riesig, wenn ich etwas mit ihnen spiele oder bastle. Am Donnerstag stand wieder Kunst auf dem Stundenplan und da bald der chilenische Vatertag ist, sollten die Kinder etwas dafür basteln. Als Tía der Klasse hatte ich dann die Aufgabe, etwas auszusuchen, vorzubereiten und diesmal durfte ich den Kindern sogar erklären, was wir machen und ich war ganz alleine verantwortlich….ich kann nur sagen, dass es ganz ganz viel Spaß gemacht hat, die Kinder waren alle sehr bemüht und unsere Becherhalter-Katzen sind ganz süß geworden :-) Die Väter werden sich bestimmt freuen.
Wie man ja, wie ich vernommen habe, auch schon in Deutschland mitbekommen hat, ist hier in Chile vor ein paar Tagen ein Vulkan vielleicht so 200 bis 300 Kilometer südlich von Temuco ausgebrochen….doch keine Sorge: Ich bin noch ganz weit weg und die Wahrscheinlichkeit, dass man hier etwas davon zu spüren bekommt ist auch höchst gering. Am Sonntag haben Anke und ich zusammen mit Raphaela und Jorge einen Ausflug auf den Cerro Nielol gemacht.
Das ist ein Berg am Rande von Temuco, von dem man eine gute Aussicht hat und zudem wurde dort angeblich der Friede zwischen den Chilenen und den Mapuche geschlossen.
Oben angekommen sahen wir dann eine riesige Rauchwolke, die eben vom Vulkanausbruch kommt und wie ich gehört hab viele Flughäfen in Argentinien lahm gelegt hat.
Das ist allerdings auch das Einzige, was ich hier von dem Vulkan mitbekommen habe.
Den Ausflug auf den Cerro Nielol hatten wir übrigens einer typisch chilenischen Art zu verdanken. Eigentlichen hatten Anke und ich für dieses Wochenende eine Einladung von einem Freund, mit zu seinem Cousin in die Berge zu fahren, dort wandern zu gehen und eine schöne Zeit zu verbringen. So war bei uns die Vorfreude groß….als wir dann am Freitagabend dabei waren, alles vorzubereiten, unsere Sachen zu packen, da bekamen wir plötzlich eine Mail, dass das alles doch nicht funktioniert. Typisch chilenisch….man nimmt es mit Pünktlichkeit nicht so genau und Verlässlichkeit ist hier etwas ganz anderes in Deutschland….wenn man in zwanzig Minuten mit einem Chilenen verabredet ist, dann kann es durchaus vorkommen, dass man über eineinhalb Stunden wartet, weil wir Deutschen wiedermal wirklich pünktlich sind. So lernt man, das Ein oder Andere mal ein wenig lockerer zu sehen….das Leben geht hier eben so, wie es geht – bloß kein Stress…alles wird schon. Und genauso gibt es für die städtischen Busse gar keine Fahrpläne, weil die Busse eh nie pünktlich wären….so wartet man eben immer kurz und normalerweise kommt schon ganz bald ein Bus der gewünschten Linie. Um aber überhaupt mit dem Bus fahren zu können, sollte man wissen, wo die Haltestellen sind, da diese nämlich oftmals durch nichts zu erkennen sind, es gibt kein Wartehaus, kein Schild, gar nichts, einfach eine ganz normale Straßenecke und wohin welche Buslinie fährt, da von Plänen jede Spur fehlt. So sollte man wirklich schon Insider sein, um sich mit dem Bus in der Stadt zu bewegen. Die meisten Dinge erledigen wir hier allerdings zu Fuß, weil Vieles relativ schnell erreichbar ist. Lediglich in der Dunkelheit steigen wir auf die Micros (kleine Busse) oder auch mal Colectivos (Sammeltaxis)um, da wir in einem relativ unsicheren Viertel wohnen und alles andere zu gefährlich wäre.
Ganz liebe Grüße aus dem Winter :-)
Laura